Orientierung gleich null. und dann south bank.

Erstes Wochenende. Samstag morgen. Und es regnet. Die Kinder toben schon seit 7 Uhr auf der Terrasse vor meinem Zimmer rum. Natürlich nicht ohne dabei rum zu palavern. Okay, war eh schon wach, aber Vorhänge bleiben erstmal noch geschlossen. Ich möchte den Regen nämlich nicht sehen, den die Kiddies lautstark mit: Mami, it is raining, it is raining! angekündigt haben.

Es darf nicht regnen. Ich bin doch heute verabredet. 

Ja richtig, kaum 6 Tage hier und schon treffe ich mich mit einem anderen Au pair, dass mich angeschrieben hat. Ein bisschen die Stadt erkunden, ein paar Sachen besorgen, wie zum Beispiel eine australische SIM Karte, damit ich das dann hoffentlich mal mit Whatsapp wieder klappt. 

So. Erstmal nach einer Busverbindung gucken. Weil das dritte Auto der Familie ja noch nicht gekauft ist, auch wenn schon fleißig Probe gefahren wird. Im Moment stehen ein Toyota Corolla und noch irgendwas kleines rotes in der Garage. Dazu kommen soll noch ein Jeep. So einer:

Ein Monsterteil. Es wird aber nicht genau dieser. Mark wollte nur schauen, ob das Ding in die Garage passt und hat eine Testfahrt gemacht.

Busverbindung raus gesucht, geguckt, auf welche Straßenseite ich muss, damit ich auch da lande, wo ich hin möchte. Treffpunkt ist um 13 Uhr die Busstation Cultural Centre. Alles klar, ähm was nehme ich alles mit? Geld ist schon mal wichtig für eine SIM Karte und den Bus. Kamera, Handtuch und Bikini kommen auch noch in die Tasche und schon geht es los. Da unsere Straße so hügelig ist, wie San Francisco gehe ich ein bisschen früher los als nötig.

Bushaltestelle finden: Check.

Ich in den Bus rein und friere mir den Hintern ab, naja eigentlich die Schultern und die Arme. Man ist das kalt hier drin. Gut, dass es nur 15 Minuten bis zur Busshaltestelle sind, zu der ich muss. In der Stadt steigt ein Mann mit gelber Warnweste vorne ein und faselt irgendwas, was ich nicht verstehe, da ich ganz hinten sitze (bilde ich mir ein. Kann auch an meinem schlechten englisch gelegen haben).

Ein paar Leute steigen aus, ein paar bleiben sitzen. Ich gehöre zur zweiten Gruppe. Weiß ja nicht, wie weit ich von der gesuchten Bushaltestelle entfernt bin. Der Bus fährt wieder ab, biegt links ab und.... fährt an meiner gesuchten Haltestelle vorbei. Stopp, nein, halt, ich muss hier raus. Geht aber leider nicht, da die Haltestelle wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Dann fahre ich wohl eine Haltestelle weiter. Aber plötzlich fährt der Bus unter die Erde und ich verliere jegliche Orientierung, die ich vorher eigentlich auch nicht hatte. 

Der Bus hält in einem unterirdischen Bushof und ich folge einfach den verbliebenen Fahrgästen in eine Mall. Ich versuche den Ausgang zu finden, was mir auch nach dem dritten Anlauf und der siebten Rolltreppe einfach nicht gelingen möchte. Auf Nachfrage wird mir mitgeteilt, dass ich den Ausgang nur finde, indem ich den Aufzug nehme. Das könnten die ruhig mal an den Aufzug dran schreiben.

Auf der Straße angekommen, weiß ich gar nicht mehr, wo vorne und hinten ist. Ich versuche zum Fluss zurück zu kommen, da ich weiß, dass wir diesen überquert haben, bevor der Bus vom Dunkel verschluckt wurde. Das schaffe ich nach ein paar mal links und rechts und vielleicht nochmal links auf Anhieb. Gehe über die Brücke und warte auf der anderen Seite der Bushaltestelle, an der wir uns eigentlich hätten treffen sollen. Keine Maike da.

Plan B: Ich logge mich über freies WLAN in meinen Facebook Account ein und schreibe ihr eine Nachricht. Leider möchte mein Handy das nicht. 34% Akku, 25% Akku, 17% Akku, 12% Akku, 6% Akku. Tot. Ich bekomme es auch nicht noch einmal zum Leben erweckt.

Leider gibt es keinen Plan C. Also schlendere ich in Richtung South Bank und ärgere mich, dass ich mein Kindle nicht doch mitgenommen habe. Nach der Entdeckung des künstlich angelegten Strandes mit Schwimmbad, ganz ohne Eintritt und dem chinesischen Garten, der zu Ehren der Freundschaft errichtet wurde, frage ich zwei nett aussehende Menschen, ob ich mich mit ihrem Handy vielleicht kurz in meinen Account einloggen kann um meiner Freundin zu schreiben, wo ich rumlungere. Leider sahen beide nur nett aus. Bei der dritten Person habe ich dann Glück. 

Maike holt mich zwanzig Minuten später ab und wir gehen was essen, bummeln ein bisschen durch ein paar Läden, besorgen mir eine SIM Karte und schlendern dann wieder in Richtung South Bank, wo wir uns an den großen Buchstaben B R I S B A N E mit weiteren Au pairs treffen wollen. 

Auch diese Zeichen finden wir nicht. Tag der Orientierungslosigkeit. Falls es den gibt, ist der eindeutig heute. Wir finden nur noch einen kleinen umzäunten Platz, auf dem die Buchstaben wohl mal gestanden haben. Wo die hin sind, keine Ahnung. Angeblich wurden die auch nur für den G20 Gipfel aufgestellt. Doof, doof, doof. 

Maike
Maike

Wir schaffen es aber dann doch trotzdem noch die anderen Au pairs zu treffen und lassen uns auf einer der vielen Liegewiesen mit riesigen Grills nieder. Richtig super hier! 

Und ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Menschen hier durch das Wetter oder so glücklicher sind, aber ich habe absolut nirgendwo Vandalismus gesehen. Alles ist sauber, nichts kaputt. Überall Musik und lachende Kinder.

Vielleicht denkt der Mensch hier über die Stadt: Wie du mir, so ich dir. Klappt wohl sehr gut. 

Den Weg nach Hause schaffe ich auch noch, trotz gesperrter/verlegter Haltestelle und der Tatsache, dass ich bei Verlassen des Busses fast gegen die Bustüre renne, da sie sich zur anderen Seite nach innen öffnet. Jetzt nur noch meine Bergstraße erst ein kleines Stück runter und dann ein ganzes Stück hoch und dann wieder ein mini Stück runter und dann nochmal ein großes Stück hoch krakseln. Und schon liege ich so gut, wie im Bett. Den Kleinsten nochmal kurz durchknuddeln und ab in mein Zimmer.

Zur Info:

  1. Ich bin wieder über Whatsapp erreichbar
  2. Es gibt noch ein paar Bilder in der Bildergalerie

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Kommentare: 5
  • #1

    Anne (Samstag, 07 Februar 2015 18:40)

    Da bekomm ich ja glatt Fernweh :(
    Das Orientierungsproblem kenn ich :D
    Macht Spaß, mitzulesen, freu mich auf weiteres! :*

  • #2

    Linda Adam (Samstag, 07 Februar 2015 22:40)

    Da wird man wirklich neidisch und bekommt Fernweh wenn man das liest und die Bilder sieht!!!
    Ich freue mich Deinen Blog zu verfolgen und an deinem Abenteuer Teil zu haben...ganz ganz viel Spaß in down under

  • #3

    rellüm k. (Sonntag, 08 Februar 2015 11:00)

    Hallöchen Popöchen ;)
    ich finde deinen Schreibstil wirklich klasse :** freue mich auf weitere Einträge :)
    Liebe Grüße

  • #4

    Rieke (Sonntag, 08 Februar 2015 12:48)

    Also ich bin für den Jeep. Aber das Orientirungsproblem hast du ja ganz toll gelöst.

  • #5

    eva kolb??? (Montag, 09 Februar 2015 10:48)

    Wie cool mara! !:))...mich packt da auch das Fernweh und meine Erinnerungen an Brisbane tauchen auch wieder auf:)! Hab weiterhin eine so schöne Zeit!!