Wie Frau Klo & Herr Unterbuxe unzertrennlich wurden

Dienstagmorgen. Ein Morgen wie jeder andere.

Ich suche händeringend nach einer der drei grauen Unterhosen, die Vaughn gehören. Dadurch, dass ich schreibe, dass ich nach einer grauen suche, könnte man meinen, er hätte noch anders farbige. Falsch, er hat nur diese drei grauen. Und jeden Morgen sind alle verschwunden. Selbst, wenn zwei der drei Unterhosen am Vorabend frisch gewaschen waren und ich sie gefaltet in eine seiner zwei Schubladen gelegt habe. 

Nachdem ich dann eine der drei Unterhosen unten auf der Leine gefunden und mit dem Föhn trocken gepustet habe, darf sie auch endlich an ihren eigentlich vorgesehenen Platz: Vaughns Popo.

Den Tag übersteht Vaughns treuer Begleiter Herr Unterbuxe bis zum frühen Abend auch ganz gut - im Gegensatz zur Frau Klo. Die wird nämlich fast tagtäglich auf's Übelste missbraucht. Wenn sie morgens meist noch einen schönen weißen Teint hatte, sieht sie abends meist aus, als hätte man sie einmal durch den Dreck gezogen. Nur ist der Dreck in dem Fall kein einfacher Dreck, wenn ihr versteht, was ich meine. 

(Zwischenbemerkung: Ich bin wirklich WIRKLICH froh, dass ich mein eigenes ganz persönliches Bad habe! Und Gott sei Dank muss ich hier keine Hausarbeiten machen!)

Dienstag überstand Frau Klo den Tag jedoch ausnahmsweise ganz sauber, abgesehen von ein paar gelblichen Sprenkeln rund herum um ihre Brille.

Doch dann kam der Abend. Ich hatte in der Küche zu tun, während Vaughn ganz alleine den Weg ins Badezimmer fand und Frau Klo noch einige gelbe Sprenkel mehr verpasste.

Dazu muss man sagen:

Wenn es schnell gehen muss und so ist das meistens, wenn man 3 Jahre alt ist, dann hat man keine Zeit mehr auf Frau Klo drauf zu klettern, denn die ist ziemlich groß. Dann muss das alles ganz schnell auf Zehenspitzen im Stehen passieren. Meistens ist man sogar noch dabei, die Hose runter zu ziehen. Und dann noch 100%ig treffen? Also ich finde auch, das ist wirklich zu viel verlangt.

Zumindest überstand Herr Unterbuxe das hektische Treiben ganz ohne Schaden und durfte ein allerletztes Mal an Vaughns Popo Platz nehmen. Nur wusste Herr Unterbuxe noch nicht, dass bald schon sein letztes Stündlein schlagen würde.

Nach einer weiteren viertel Stunde, die ich mit Aufräumen verbracht hatte, kam Vaughn zu mir und meinte, er bräuchte eine Pampers.

"Wofür brauchst du eine Pampers?"

"Ich brauche eine Pampers."

"Große Jungs wie du brauchen keine Pampers mehr, die gehen auf die Toilette."

Da dann kein Einwand mehr kam, dachte ich er hätte es akzeptiert. Hatte er auch - mit verheerenden Folgen, wie sich kurze Zeit später herausstellte.

Als es ganz ruhig war im Haus, weil ich Marcus auf dem Arm hatte, ihm gerade seine Flasche gab und Britt in ihrem Zimmer spielte, merkte ich, dass hier was nicht stimmen konnte.

Kein: "Why, why, why, why Mara?", kein Weinen, kein "angry face", kein lautes Zerstören von Spielzeug. Wo war Vaughn?

Im Badezimmer tat sich vor mir dann der blanke Horror auf. Wenn Marcus in seiner Scheiße rumtanzt (hier), ist das die eine Sache. Aber DAS hier war eine ganz andere. Frau Klo und Herr Unterbuxe hatten sich ihren Tag sicherlich auch anders vorgestellt.

Vaughn stand ohne Herr Unterbuxe neben Frau Klo. Unter bzw. hinter Vaughn lag ein kleiner unübersehbarer Haufen auf den hellen Fliesen. Frau Klo hatte schon einige Mengen Toilettenpapier schlucken müssen, ohne aber das dieses von der Rolle abgerissen worden war.

Sparsam konnte man das nicht nennen.Ich würde schätzen, dass Vaughn maximal jedes 4.Blatt in irgendeiner Weise genutzt hatte. Selbst wenn es nur zusammen geknüddelt war. Inzwischen hatte Frau Klo dann doch auch einige braune Striemen abbekommen.

Vaughn steht vor mir, Hände in die Höhe, strahlend: "I made a poo in the toilet!" - und daneben und darauf. Ach eigentlich überall.

Ich reiße die 150 Blätter "genutztes" Toilettenpapier ab und lasse es in Frau Klo verschwinden, bevor ich mir nochmal gefühlte 150 Blätter abreiße und den braunen Fleck am Boden aufhebe/wegwische, oder wie auch immer man das nennen möchte.

Früher habe ich Herpes an der Lippe bekommen, wenn ich mich vor einer Spinne geekelt habe. Ich glaube hier traut sich selbst der Herpes vor Ekel nicht mehr raus. So schnell kann mich nichts mehr schocken.

Auch diesen Fleck inklusive Toilettenpapier darf Frau Klo noch an sich nehmen. Ist aber auch ein Scheiß-Job. Ich setze Vaughn auf die Toilette, während ich versuche ihn in einem nicht hysterischen Ton davon abzuhalten, mich anzufassen. Nase zu. Durch den Mund atmen.

Puuuh (oder auch "Poo")- geschafft. Alles wieder sauber. Ich lasse Vaughn noch den Abzieh-Knopf drücken, während ich ihm sage, dass er mich beim nächsten Mal bitte ruft, bevor er Frau Klo wieder beschmiert und den weißen Boden in einen braunen verwandelt.

Vaughn steht pudel nudel vor mir. Und es ist eindeutig zu kalt dafür. Daher ist meine nächste Frage:

"Wo ist deine Unterhose?"

Hände in die Höhe, strahlend: "In der Toilette!"

Was? Warte, moment. Habe ich das gerade richtig verstanden? 

"Vaughn, wo hast du deine Unterhose hin getan, bevor du auf Toilette gegangen bist?"

Hände wieder in die Höhe, noch breiter strahlend: "Die Toilette runter gespült!"

Ach du heiliger Bim bam, da musste Frau Klo ja noch wesentlich mehr ertragen als ich dachte. Und Herr Unterbuxe hat sich dabei sicherlich in seiner Baumwollhaut auch nicht ganz wohl gefühlt. 

Nochmal ein schneller Blick in die Toilette. Ja, natürlich war die Toilette jetzt wieder sauber. Ich hatte sie ja mit meinen eigenen Händen gesäubert und auch mehrere Male abgezogen in der Zwischenzeit. Armer Herr Unterbuxe.

"Wieso hast du das gemacht, Vaughn?"

"Weil sie yucky war." (yucky ist ganz klar ein schöneres Wort als eklig.)

"Aber Unterhosen kann man doch waschen. Die gehören in die Waschmaschine und nicht in die Toilette."

"Ja, aber die war yuckie. Die konnte man nicht waschen."

Oje, armer Herr Unterbuxe. Die letzten Minuten seines Lebens auch noch voll beschissen. 


"Okay, Vaughn, aber nächstes Mal sagst du mir Bescheid, wenn du auf Toilette gehst, ja? Dann helfe ich dir. Denn jetzt haben wir nur noch zwei Unterhosen für dich." 


Und die Suche morgens wird ab jetzt noch härter.

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