Von wilden Tieren umzingelt

Oke, in Wirklichkeit war es nicht so dramatisch, wie die Überschrift sagt, aber dass wir wilden Tieren begegnet sind, stimmt wohl. Nur das mit dem umzingelt sein, entspricht nicht ganz der Wahrheit.

Von Montag bis Donnerstag haben wir im absoluten Niemandsland verbracht.

Erst von Montag auf Dienstag im Nationalpark "Capricorn Caves" geschlafen, in dem wir die einzigen Gäste waren und von Dienstag auf Mittwoch und von Mittwoch auf Donnerstag im "Broken River Mountain Resort". Auch hier absolutes Niemandsland, auf der (Fast-)Spitze eines Berges.

Am ersten Abend dort haben wir uns noch gewundert, warum die einen richtigen Ofen im kleinen Wohnzimmer stehen hatten. Am zweiten Abend haben wir ihn dankbar genutzt. Sobald dort nämlich die Sonne weg war - und das war gegen halb 6 - wurde es dermaßen kalt, dass ein anderes Pärchen, welches wir am ersten Abend im einzigen Restaurant getroffen haben, in ihren Klamotten geschlafen hat. Das Pärchen war übrigens auch aus Aachen. Da fliegt man 17000 km, schläft in einem Nationalpark im Niemandsland und die einzigen Gäste, die auch dort schlafen, sind aus Aachen. 

Die Welt ist einfach zu klein.

Dass das Restaurant der einzige Ort war, in dem man im Umkreis von 50 km was Essbares finden konnte, wussten die Betreiber des Restaurants auch ganz genau. Die Preise - holla die Waldfee.

Aber verhungern wollten wir ja auch nicht.

Während des Essens konnten wir noch einige Possums beobachten, die auch jeden Abend eine  Kleinigkeit abbekommen.

Nach der ersten Nacht, nachdem die Sonne wieder aufgegangen und uns die angenehme Wärme wieder gebracht hatte (wir lagen nachmittags bei 28 Grad am Pool), wurden wir morgens zu einem Punkt gefahren, an dem ein Wanderweg zurück zum Resort begann. Der nette Herr, der uns gefahren hatte, drückte uns ein kleines Tütchen mit Salz in die Hand und fragte, wer von uns die Krankenschwester spielen wollte.

Es ging um Blutegel. Ja genau, die kleinen Viecher, die sich in die Haut beißen und dein Blut wollen. Sind wohl eigentlich nicht gefährlich, wenn man sie nicht abzieht, denn dann können sich die kleinen Fangzähne, oder wie auch immer man die nennt, in der Haut stecken bleiben und alles kann sich entzünden. Also, wenn ein Blutegel den Weg auf deine Haut gefunden hat, bloß nicht abziehen, sondern einfach ein bisschen Salz draufmachen und schon fällt er von selbst ab. Ändert aber nichts daran, dass er dich dann schon gebissen hat. Aber wenigstens keine Infektion.

Als uns der nette Herr dann sagte, dass es auch noch Raupen gibt, die von den Bäumen abfallen könnten, waren wir schon bedient - und wir waren noch nicht mal los gegangen. 

Zum Glück hatten wir alle lange Hosen, feste Schuhe und Jacken an.

Und das, was uns dann erwartete, haben wir nicht erwartet.

Tiefster Dschungel und kaum erkennbare Trampelpfade. Dazu noch umgekippte Bäume auf dem Weg und die Angst, Blutegel und Raupen könnten uns von allen Seiten auffressen. Das war kein Spaß, sage ich euch. Und der Wanderweg war jetzt auch nicht nur 2 km oder so, nein, laut Resort braucht man ca. zweieinhalb Stunden. Mama nach einer halben Stunde schon kurz vor einem Hitzekollaps in ihrer Fleecejacke, ich mit Sweatshirtjacke und Kapuze auf auch die Haare nach kurzer Zeit schon nass und Papa in seiner Softshelljacke, auch mit Kapuze aber ohne Schwitzen - er hat ja auch nicht so viele Haare auf dem Kopf.

Vollkommen vermummt und in ständiger Erwartung von allen Seiten von Blutegeln angefallen zu werden, wischten wir uns im Sekundentakt über unsere Kleidung, in Angst, eines der kleinen Viecher hätte es doch auf unsere Haut geschafft. Während den ersten Minuten sagte ich noch, dass ich mir eigentlich wünschen würde, wenigstens einen Biss bekommen würde, dann hätte ich wenigstens was erlebt und zu erzählen.

Aber im Endeffekt war ich dann doch ganz froh, dass ich nicht das Opfer wurde. Es war mein Vater.

Vorbei an Fleisch fressenden Pflanzen und tiefstem grünen Dickicht, haben wir relativ spät doch noch die Möglichkeit bekommen es runter zum Fluss zu schaffen, den wir die ganze Zeit entlang gewandert sind. Hier gab es dann eine kurze Pause und Erfrischung.

Auf unserem weiteren Weg - auch hier wieder mein Vater der Held (er wollte, dass ich das schreibe), der voran schritt und uns so das Leben rettete - sonnte sich eine Schlange auf unserem Pfad.

Kein Ausweichen, keine Möglichkeit einen Umweg zu nehmen. Daher musste eine Bewegung mit dem Fuß, die das Laub zum Rascheln brachte, reichen, um sie zu verjagen. 

Klappte dann auch nach dem vierten Mal. Die Schlange war zwar nicht groß, aber meine Oma sagt immer: Kleine Kröten haben auch Gift. Und das trifft dann sicherlich auch auf Schlangen zu.

Heil aus dem Urwald zurück ging es dann abends noch ein paar Schildkröten und Herrn Platypus bewundern, auch wenn der lange auf sich warten ließ. 

Schnabeltiere sehen schon ganz witzig aus, wie sie immer wieder abtauchen und mit ihrem Schnabel den Untergrund aufwühlen, um Essbares zu finden. 

Zurück an unserem Bungalow hatten sich in der Zwischenzeit schon eine Menge Kakadus zu einer Versammlung auf der Wiese getroffen. Sie wollten mir zwar nicht verraten, worum es ging, aber ein paar Fotos durfte ich aus der Entfernung machen.

Die nächsten zwei Nächte haben wir in Airlie Beach verbracht und waren auf Whitsunday Island und vor Border Island schnorcheln. Dazu gibt es dann den nächsten Beitrag.

Im Moment sitze ich auf Magnetic Island und morgen geht es schon nach Cairns.

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